Schlagwort: Manzoni

“In 30 Jahren noch nicht gesehen”

Am Final-Sonntag der ersten Etappe der Mountain Tennis Trophy 2024 in St. Ulrich (Urtijei) kam es im Endspiel der Conclusione der 3. Kategorie bei den Herren zu einem aufsehenerregenden Vorfall, welcher, Gott sei Dank, ein äußerst glimpfliches, jedoch aber auch höchst kurioses Ende nahm. Unsere Redaktion klärt auf.

Als wir unseren Plopp-Player Jakob Andergassen (TC Kaltern | 3.1) am gestrigen Sonntag auf dem Siegerfoto der ersten Etappe der Mountain Tennis Trophy-Tour 2024 in St. Ulrich wiederfanden, freute sich unsere Redaktion im ersten Moment natürlich sehr für ihn. Als wir aber die etwas betretene Miene Jakobs wahrnahmen, wurden wir skeptisch – mit dem Blick auf das Endresultat (4:6, 4:5 aus der Sicht des Kalterers) war dann für uns klar, dass wir nachhaken mussten: und dies hat sich, zumindest aus sensations-journalistischer Hinsicht, gelohnt.

Folgendes war passiert.

Jakobs Gegner Francesco Manzoni (CT Rovereto | 3.1) schien im Finale der Konklusion der dritten Kategorie bei den Herren vieles im Griff zu haben: er holte sich den ersten Satz mit 6:4, führte im zweiten Durchgang ebenfalls bereits mit Break und schickte sich beim Stande von 5:4 an, auf den Titel zu servieren. Andergassen gab sich jedoch, wie es sich gehört, noch nicht geschlagen, holte sich nach zwei Doppelfehlern seines Gegenübers den dritten Punkt im Game zum 15:40 und somit seine wohl letzten Chancen, ins Match zurückzufinden.

Dass er diese zuließ, ärgerte Manzoni gehörig: in seiner Wut kam es zum Schlägerwurf. Sein Werkzeug verselbständigte sich anschließend, flog vom Platz in die Zuschauerränge und traf Oberschiedsrichter Giampaolo Luisi sowie die Zuschauerin neben ihm am Kopf. Glücklicherweise blieben die beiden unverletzt. Wenige Augenblicke später war das Finale jedoch vorbei – Manzoni, trotz des 15:40 immer noch vier mickrige Punkte bei eigenem Service vom Titel entfernt, wurde disqualifiziert.

Etwas anderes wäre dem Unparteiischen Luisi auch nicht übrig geblieben, wie er, auf unsere Nachfrage, später erklärte: “Der Schläger hat mich an der Schläfe und die Zuschauerin neben mir am Kopf getroffen – ich habe so etwas in 30 Jahren als Oberschiedsrichter noch nicht erlebt. Wir alle, auch ich als ehemaliger Spieler, wissen, dass Tennis vor allem in Drucksituationen wie jener heute ein enorm frustrierender Sport sein kann – irren ist auch in diesen Momenten somit menschlich und ich unterstelle Manzoni, bis auf den Schlägerwurf in sich, keine Absicht. Trotzalledem war – auch, wenn sich der Spieler sofort und mehrfach bei allen betroffenen Personen entschuldigt hat und sein Fehlverhalten einsah – eine Disqualifikation aufgrund der Art und der Schwere des Vergehens leider alternativlos.”

Auch für Andergassen auf der anderen Seite des Courts war es ein Wechselbad der Gefühle: “Man hat ihm [Manzoni, Anm. d. Red.] sofort angemerkt, dass er das so nicht wollte. Er hat sich auch umgehend entschuldigt. Mir hat es für ihn leid getan, es war ein tolles Match – meiner Meinung nach musste es nicht so enden. Natürlich ist dieser “Sieg” in der Conclusione auf der anderen Seite die Krönung einer starken Turnierwoche für mich.”

Wie es im Fall Francesco Manzoni nun weitergeht, wird nach dem Bericht (“Referto”) des Oberschiedsrichters an die dafür zuständige Verbandsstelle vom Sportrichter entschieden. Eines steht fest: selbst sein Namensvetter Alessandro, der berühmte italienische Dramatiker, wäre wohl nie auf eine solche Story gekommen.

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Ganz wohl schien ihm bei der ganzen Sache anschließend bei der Preisverteilung nicht gewesen zu sein, aber das spricht für seinen tollen Charakter: Jakob Andergassen (r.) mit Mountain Tennis Trophy-Organisator Ezio Bosin (l.)